DAS ein solcher Film zu DIESER Zeit ins Kino kommt, wundert zunächst mal kaum. Nahezu alle weltlichen Belange schlugen sich früher oder später auf die Kinoleinwände durch. Nun hat es auch im Entferntesten das Thema "Investmentbanken" geschafft.

In "The International" versucht Interpol-Agent Louis Salinger (Clive Owen) seit geraumer Zeit vergeblich, die illegalen Machenschaften der weltweit tätigen Bank IBBC aufzudecken und anzuzeigen. Trotz größtem Einsatz und tatkräftiger Unterstützung der New Yorker Polizei um die taffe Staatsanwältin Eleanor Whitman scheinen die Mittel innerhalb der Rechtssysteme nicht ausreichend, um die Bank zu Fall zu bringen.

Deren ambitioniertem Vorhaben, im großen Stil ins Rüstungsgeschäft zu investieren, auf die Schliche gekommen, kommt Salinger der Führungsetage des Luxemburger Geldhauses bedrohlich nahe - doch Skrupel kennt man dort nicht.

So beginnt es eine Jagd rund um den Globus mit einem ständigen Wechselspiel zwischen Jäger und Gejagtem, das für Salinger in der finalen Frage mündet, ob der die Pfade des gültigen Rechts verlassen soll, um sein Ziel zu erreichen.

Man kann "The International" gewiss einen Politthriller nennen, und auch seine Präsenz auf der 59. Berlinale lässt den Tiefgang vermuten, den der Film dann doch nicht immer voll ausschöpft - vielmehr findet er eine unterhaltsame Mischung aus Action und Anspruch.

Natürlich kann es einem Film, der in erster Linie unterhalten möchte, nicht gelingen, das Thema "Böse Banken" auch nur ansatzweise erschöpfend zu behandeln - und so ist es eine der ersten Gefühlsregungen nach dem Verlassen des Kinos, etwas enttäuscht über das "große Ganze" zu sein.
Doch an der Person Louis Salingers wird die Machtlosigkeit der Behörden im Kampf gegen dieses enge Netz aus Mord, Korruption und Einflussnahme sehr gut illustriert. Einen Großteil der Meriten hierfür erntet fraglos Clive Owen, der in der Rolle des zur leichten Aggression neigenden, seelisch und moralisch verbitterten Interpol-Agenten eine sehr gute Figur macht.

Das sich Owen im Segment der intelligenten Thriller wohlzufühlen scheint, belegen seine Engagements in beispielsweise "Inside Man", "Children Of Men" oder "Entgleist". Aber auch seine actionlastigen Momente in den aufwendig produzierten BMW-Kurzfilmen zu Beginn des Jahrtausends sind Zeuge seines Werdegangs.

Die Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit, die Owen als Agent Salinger vermittelt, ist in jeder Szene des Films präsent und gibt dem Film sein wahres Gesicht.

Seine fast schon manische Versessenheit, die IBBC zur Strecke zu bringen und dabei immer mehr in die Grauzonen der Rechtssprechung zu geraten, ist die eigentliche chronologische Handlung des Films, den Regisseur Tom Tywker sehr gut erzählt und inszeniert. Längen oder inhaltsleere Augenblicke gibt es in den 118 Minuten Spielzeit keine, nur mit der Action tut sich "The International" lange Zeit etwas schwer, um dann im renommierten New Yorker Guggenheim Museum richtig loszulegen.

Was die endgültige Bewertung des Films schwierig macht, ist die Mischung. Der Film ist intelligent, doch keineswegs mit überraschenden Wendungen gespickt, der Film ist spannend obwohl er lange ohne große Action auskommt - es sind mehr due gute Machart und das solide Handwerk um die schauspielerische Leistung der Protagonisten herum, die "The International" zu einem sehenswerten Thriller machen, den man sich bedenkenlos anschauen kann.

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