Artikel: Klausurstress...[ Kolumne ]
22.05.2007  |   Klicks: 4197   |   Kommentare: 18   |   Autor: maks
Klausurstress...
In der Scheinbarkeit des Semesteranfangs sind alle Ziele erreichbar;
regelmäßig überlädt man sich mit Aufgaben und kommt sich 2 Monate später, wenn der Druck sein Maximum erreicht, vor, als wäre man auf Koks gewesen – Alkohol, Drogen, Party im Übermaß. Man verlängert die Ferien und realisiert meist zu spät, dass Studium (v. lat.: studere = streben (nach etw.), sich (um etw.) bemühen) wohl mehr als eine Punktlandung auf den Klausurtag ist, d.h. sein soll.

Das Realisieren selbst ist wiederum ein Prozess der damit beginnt, dass man sich einredet, vielmehr gegenüber anderen davon redet, jetzt bald mal mit dem Lernen anzufangen. Doch wer lässt diesen Worten schon Taten folgen? Es fügt sich meist so, dass die Blöcke die man sich – vielleicht im euphorisch aufgestellten Zeitplan – für LERNEN eingeteilt hat in Windeseile von anderen tollen Sachen überdeckt werden: Es bleibt also beim Reden.

Die nächste Phase der ansteigenden Panik ist, dass in Veranstaltungen des Öfteren das Wort Klausur fällt – ja, nicht nur das, sondern auch das Voranschreiten der auf einmal nicht ganz so trivialen Inhalte beginnt ein schlechtes Gewissen zu zeichnen. Um dies zu beruhigen beginnt man eifrig damit die relevanten Sachen auszudrucken; genauer gesagt beginnt man mit den Tätigkeiten, die keine Konzentration erfordern, sondern schon längst hätten gemacht werden müssen. Man holt Kopien ein für verschlafene Stunden, erstellt einen Ordner und kauft sich Stifte zum Markieren. Doch mit Beschäftigung hat das bis dato wenig zu tun.

Nicht nur in den Veranstaltungen, auch in Gesprächen mit Freunden wird nun regelmäßig nur noch über das „wie läufts?“, „wie weit bist Du?“ bis hin zum vorher nur zum Abbruch eines oberflächlichen Gesprächs benutzten „frohes Schaffen“ gesprochen. Ohne großes Nachdenken beginnt die Massenpanik – die Bibliotheken sind schon längst überfüllt (, was dort wirklich gearbeitet wird, bzw. was man dort beobachtet liefert genug Inhalt für eine eigene Kolumne...).
Man beginnt die Tage zum Klausurtag zu zählen und wähnt sich noch in Sicherheit – gönnt sich hier und da, wie man ex post feststellt ungerechtfertigt, noch Pausen – „irgendwie klappt es ja immer“. Wiederum reden viele davon und wenige lassen den ernsten Worten des Lernenmüssens wirklich ernste Arbeit folgen.

Nun beginnt der Zeitberg unaufhaltsam zu schmelzen; aus dem unangenehmen Blick auf den Kalender wird so langsam der auf die Uhr. Wir befinden uns nun in der letzten, der sog. alles entscheidenden Phase (Countdowntage): So genannt, da einem doch in den vorigen Semestern immer wieder klar wurde, dass diese zwar für das Kurzzeitgedächtnis elementar wichtig ist, doch bei mehreren Klausuren erreicht auch dieses seine Grenzen – entscheidend wäre das Nutzen der Erkenntnis aus der Vergangenheit. Nun gut: Die interessierende Vergangenheit ist in diesem Fall das bisherige Semester und dies lässt sich nicht mehr verändern.

Was sich verändert ist das eigene Leben: Man nimmt nicht mehr Teil am aktuellen Geschehen der Welt, reduziert sich auf das Minimum des Überlebensnotwendigen und richtet alles auf die Klausuren aus. Wer ist bei dem selbst produzierten maximalen Druck hier bspw. noch gerne nachts für ein Beziehungsproblem des besten Freundes da? Man räumt den Klausuren die höchste Priorität ein; dies erscheint logisch: man möchte ja auf dem Studium seine Existenz aufbauen und sich später nicht äußeren Vorwürfen stellen müssen, die zur Verfügung stehende Zeit nicht richtig genutzt zu haben. Nach innen, d.h. das, was man durch diese jedes Semester stattfindenden Harakirimanöver versucht zu vertuschen (netter gesagt: wieder gut zu machen), stellt sich dieser Ablauf als Verwesung der eigenen Bedürfnisse dar – lebenswert? Nicht wirklich. Nicht nur bei den Klausuren, auch bei der Bekanntgabe der Noten, merkt man, wie man sich – vielleicht krankhaft – auf die Klausuren reduziert.

Anstrebenswert erscheint das Gleichgewicht, doch warum scheitern viele daran?
Living on the edge...allen Beteiligten viel Glück beim diessemestrigen Balanceakt und bis zum nächsten Mal…
 
Bewertung [1-5]: 4.6 Punkte [68 Stimmen]  
Nur registrierte und eingeloggte User können Artikel bewerten.

18 Kommentare zu diesem Artikel
22.05.07, 10:10 Uhr #1 von tinytini
wie wahr....wie wahr... ...
22.05.07, 10:21 Uhr #2 von tosh
gefällt mir gut, deine kolumne!
22.05.07, 11:45 Uhr #3 von Claudia1984
Sehr richtig! Bin mitten un der "heißen" Phase und könnte kotzen!
22.05.07, 12:20 Uhr #4 von seb83
12. und 13. juni
aber ich hab schon alles ausgedruckt
22.05.07, 14:38 Uhr #5 von SodaF
Hilfe! Ich seh mich selbst in dieser Kolumne
22.05.07, 14:50 Uhr #6 von manu_
Geile Kolumne!
@seb83: Das kenne ich: Am Ende des Semesters erstmal alles ausdrucken, Mitschriebe suchen, Ordner anlegen und alles sortieren, um sich besser zu fühlen, aber noch nichts machen zu müssen...
22.05.07, 17:10 Uhr #7 von Mallanagirl
Absolut genial getroffen!

Wäre mein Kurzzeitgedächtnis doch nur etwas besser...
22.05.07, 17:27 Uhr #8 von thorstilein
Jaja, die gute alte Prokrastination

Ich bin auch einer von denen, aber ein ganz schlimmer
22.05.07, 21:41 Uhr #9 von Marlyfreak
sehr gute kolumne

in 6 wochen geht es wieder rund
23.05.07, 00:01 Uhr #10 von bolands
it's so damn true!
23.05.07, 20:59 Uhr #11 von T-82
WAs..? Klausuren?..*** WANN???
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 23.05.07, 20:59 Uhr
23.05.07, 23:10 Uhr #12 von just_me13886
"relevante Sachen ausdrucken" = "Dinge, die keine Konzentration fordern"

- Meine Lieblingsbeschäftigung

Voll ins Schwarze
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 23.05.07, 23:10 Uhr
23.05.07, 23:32 Uhr #13 von JoeBlack1981
Ich nehme mir schon seit 3 Wochen vor mal anzufangen zu lernen, aber bis jetzt hab ich ja noch nicht mal was kopiert.
24.05.07, 00:44 Uhr #14 von donaldduck82
"wer zu viel lernt, hat zu wenig Talent!!!!" In diesem Sinne, "ich hab ja noch 2 Wochen bis zur Klausur...."
24.05.07, 14:24 Uhr #15 von Anna8
hahaha, wie geil! love it!
jajaja. ich fang grad mal so ein bisschen an. seit heut morgen hab ich sogar alles erforderliche ausgedruckt! ordner sind in planung und die stifte schon gewetzt!
auf in den kampf... morgen... oder so. ich bin ja noch in der vorlaufphase und die zwei wochen sehen aus dieser perspektive noch ziemlich lang aus...
in diesem sinne
28.05.07, 10:41 Uhr #16 von Lolly80
Diplomklausuren Olé - Diplom 2007 wartet ...
01.06.07, 23:20 Uhr #17 von Tina83
tjaaa, wenn ich alles bestehe dann schreibe ich dieses semester die letzten klausuren meines lebens, ääääätsch
06.06.07, 11:08 Uhr #18 von Lolly80
Scheisse ... Mittendrin ... Als hätten wir es net besser gewusst ... Noch 12 Tage !!!
Neue Artikel aus Kolumne
Aktuelle Artikel (alle Rubriken)