Artikel: Die Oberflächlichkeit[ Kolumne ]
22.01.2007  |   Klicks: 3427   |   Kommentare: 15   |   Autor: maks
Die Oberflächlichkeit
Schon des Öfteren hörte ich, das, was man an anderen kritisiere, sei teilweise nur ein Spiegel dessen, was man an sich selbst hasst. Hass? Vielleicht ist es auch nur Teil des Verarbeitens der eigenen Komplexe. Vielleicht aber auch berechtigte Kritik…und so starte ich mal wieder, in üblich nervender Manie/-r einen Feldzug gegen das, was mich an dieser Welt oft stört…die Oberflächlichkeit.
Ich frage mich öfter mit Freunden (nicht die studivz-Definition) in Gesprächen, ob die Menschen, bei denen wir in Gesprächen immer nach Worten suchen, um krampfhaft das Gespräch aufrecht zu erhalten, wirklich so sind, wie sie durch uns abgestempelt werden. Ist es nur ein gegenseitiges Verfehlen der gemeinsamen Wellenlänge?
Es scheint unvorstellbar, dass das alles der Persönlichkeit dieses Menschen sein sollte – der Untergrund ist das, was uns wirklich interessiert.

Ist es also nur eine Illusion die anderen seien doch so oberflächlich – oder eine feige Entschuldigung für vielleicht durch gerade diese oberflächlichen Menschen geäußerte Kritik an einem selbst? Man ist wohl genauso oberflächlich. Manche mögen die oben beschriebenen Gespräche mit „Oberflächlichen“ als Zeitverschwendung beschreiben, doch das Reden darüber empfinde ich zunehmend auch als Zeitverschwendung. Es ist insofern nur scheinbar gehaltvolle Kritik, vielmehr einfach Langeweile, die uns veranlasst oberflächliche Gespräche über oberflächliche Menschen zu führen – gruppendynamisch gegenseitig scheinbares Selbstvertrauen gebend - wie fühlen wir uns dabei doch elitär…

Ich habe bisher ein paar Menschen kennengelernt, die, wenn man die anfängliche Hürde der Verklemmtheit (oder was auch immer) überwunden hatte, teilweise doch sehr anders, viel interessanter als gedacht, waren. Leider passierte das im Studiengang der BWL nicht oft, doch warum? Warum höre ich von vielen Seiten in den anderen Studiengängen sei das „alles vollkommen anders“. Wahrscheinlich ist es das Konkurrenzdenken, der Kampf in der relativen Bewertung gegeneinander. Warum hat jeder Angst über sensible Details zur eigenen Person zu sprechen? Vielleicht, weil sich alle am straighten Maximum und Muster orientieren und assimilieren wollen, aber eigentlich ganz anders sind. Doch warum sind wir nicht einfach ehrlich, wäre dann nicht alles einfacher? Wir nähren uns durch Wissen und wollen uns intellektuell rühmen, doch von Intelligenz ist hier nichts zu sehen, denn wen macht es wirklich langfristig glücklich, Recht zu haben oder etwas besser zu wissen? Ist es doch alles so einfach?

Abgesehen von BWLern, die in anderen Kreisen genug gescholten werden (vielleicht sollte ich damit weitermachen, um mich beliebter zu machen?), sind hier auf schneckenhof.de auch andere Fachrichtungen oder keine Studenten stark vertreten – was nichts daran ändert, dass die Oberflächlichkeit auch hierauf anwendbar wäre. Ich frage mich ernsthaft, was macht ihr hier so den ganzen Tag? Oft sitze ich vor diesem schwarzen Hintergrund und frage mich, ob die Leute sich hier ernsthaft gehaltvolle Dinge schreiben oder ich hier vollkommen Fehl am Platze bin, weil es doch so oberflächlich ist, wie ich denke?!
„Ey, hör auf einen auf sophisticated zu machen“: okay, ficken = ein gutes Bild, 50 Snails mit viel Honig und paar € fürs Gummi? Statistik: Unter den Top 100 Profilansichten sind 90% Frauen mit 1,3 Mio Clicks, die Männer mit 100.000 Clicks.
Ist der vom ursprünglichen entfremdete Zweck dieser Community letztendlich doch nur ein Dating-Portal oder die Möglichkeit sich als einsamer Mann sattzusehen mit der scheinbaren Möglichkeit des realen Treffens? Die Selektion, wen man probiert zu nerven erfolgt nur auf Basis der Bilder. Geht’s noch oberflächlicher?

Ja, ich glaube jeder von uns ist teilweise so, und nein, ich stelle mich nicht absolut darüber, siehe oben. Ich hasse es wohl selbst in manch langweiliger Minute an mir; wenigstens nerve ich die Menschen/Frauen zum Großteil damit nicht – nur in dieser Kolumne.
Das kann nicht alles sein und so möchte ich einen konstruktiven Sinn und Zweck für diese Kolumne finden: Ich möchte euch, während ihr euren vollkommen natürlichen und deswegen als hochheilig zu respektierenden Trieben nachgeht, nur etwas sensibilisieren für andere Dinge: Bald kommt hier ein Bereich „Kulturelles“ und dieser soll zeigen, dass diese Seite viel mehr bieten kann (und bereits bietet), als das, was durch die User in Anspruch genommen wird.
Verschmäht diese Kolumne als die Bekenntnisse eines Hochstaplers, der erkannte, dass die Welt betrogen werden will und sich auf seinem Wissen etwas einbildet; doch ich bin nicht Manns Felix Krull. Ich versuche einfach nur ehrlich zu sein und erinnere an die 1. Zeile, für etwaige Kritik - natürlich seid ihr alle anders, wenn ihr es meint.

Das ist ein bewusster Schutzmechanismus, typisch BWLer eben; doch Oberflächlichkeit scheint der natürliche Schutzmechanismus eines jeden zu sein, irgendwie, irgendwo, irgendwann. Es ist also vollkommen okay und normal; doch kommt ihr euch nicht auch `mal dumm dabei vor? Vielleicht kann Kulturelles eure jederzeit bereisbare Insel werden, nur falls auch ihr so etwas einmal suchen solltet; in Hamburg auf der Reeperbahn gibt es übrigens auch andere Dinge als Sex-Shops, One-Night-Stands/Parties und Nutten.
 
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15 Kommentare zu diesem Artikel
23.01.07, 00:26 Uhr #1 von Selbstfinder
Habs ja schon mal gesagt, aber ich bin definitiv begeistert. Hut ab!
23.01.07, 01:07 Uhr #2 von Sophisticated83


hat mich, wie ich dir schon gesagt hat, sehr zum nachdenken gebracht und lange diskussionen entfacht...
alles andere persönlich
23.01.07, 13:37 Uhr #3 von Sonnenschutz
Hast du schon jemals in deinem Leben gelacht Man könnte glatt den Eindruck bekommen, dass du das noch nie getan hast.
23.01.07, 13:41 Uhr #4 von maks
ja...über Deine missglückten Versuche den Transen-BH incognito zu ersteigern
23.01.07, 15:56 Uhr #5 von Sophisticated83
touché
23.01.07, 16:53 Uhr #6 von Lolly80
Ich sags mal so: Ich bin BWLer, und ich habe im Schneckenhof ein paar Freunde, die auch im realen Leben die Bezeichnung verdienen ...
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 23.01.07, 16:53 Uhr
23.01.07, 19:24 Uhr #7 von sunshinejules
Um Deine Argumentation weiterzuführen: Oberflächlichkeit ist ein Schutzmechanismus. Habt Ihr Euch nicht auch schon mal gefragt warum die wirklich tiefen Gespräche, die an die Substanz gehen und einen wirklich bewegen, nur mit den besten Freunden führt? Und hier mein Argument: weil es heisst ein Stück von sich zu offenbaren, sein Innerstes zu zeigen, die wahren Gefühle und Gedanken. Es macht einen verletzbar - denn wer will schon dass ein jeder Fremde verletzen kann. Ich führe keine wirklich persönlichen Gespräche mit jemanden den ich nicht gut genug kenne. Das ist mein Schutzmechanismus. Auch wenn mir dadurch eine wirklich gute Freundschaft entgehen könnte.
23.01.07, 20:18 Uhr #8 von sissy-jmc
...ich kann dir nur zustimmen. über den vergleich der studiengänge kann ich nichts sagen, dass ich in die schublade der nicht-studenten gehören...
obwohl sich der artikel anfangs trist liest, denke ich soll er dies nicht sein..ich muss allerdings zur verteidigung dieser community sagen, dass ich mehr hier gefunden habe als jemals erwartet. durch oberflächlichkeit als selbstschutz(als mauer-betreffende personen wissen was gemeint ist)- vielleicht durch mangelnde zeit oder mangelndes interesse sich mit etwas oder jemand tiefer zu befassen...daraus folgt ein schubladendenken und vorteile...diese sind uns so glaube ich anerzogen...aber ich denk sie sind dazu da um sie abzubauen, sich vom gegenteil zu überzeugen...aber eben nur wenn man will...und ich habe hier schon in dem knappen jahr erfahren...nichts ist so wie es anfangs zu sein scheint...
also ich diesem sinne .......lassen wir uns überraschen
Dieser Eintrag wurde 2 mal editiert, zuletzt 23.01.07, 20:18 Uhr
23.01.07, 20:33 Uhr #9 von kurt
hey! is scho richtig was du sagst. für mich ist der gedankengang garnicht trist, sondern alltäglich, sobald ich aus der türe trete - und ja, ich lache auch noch oft nebenbei, gerade über die oberflächlichen leute und all die verrückten da draussen und ich denke auch immer daran, wenn ich die abgegeben votings der schneckenhof-community(die mehr schlecht als recht eine "gemeinschaft" repräsentiert!) für meine profilbilder betrachte, oder die für die kolumnen hier...find ich persönlich ziemlich bescheiden
23.01.07, 20:39 Uhr #10 von Lolly80
@Sunshinejules und Sissy ...

Meine Mädels ... das gibt einmal Cocktail mit mir ... und ich fahre ...
24.01.07, 10:19 Uhr #11 von Niels87
@ sunshinejules : Du hast mit dem was Du sagst vollkommen Recht. Das ist, wenn ich mich recht erinnere auch die "offizielle Meinung" der Psychologie. Ist ja auch ganz logisch!
Ich finde diese Kolumne echt gut! Ich bin kein Freund von oberflächlichen Gesprächen, kritisiere viel und denke kritisch. Trotzdem habe ich viel Sinn für Humor. (@ Sonnenschutz: Jaa, man kann Kritik äußern, Nachdenken UND lachen. Ist ungefähr so simpel wie telefonieren und Fernseh gucken gleichzeitig. ). Man kann eben beides, so wie der Autor sicherlich auch. Man muss es in den richtigen Momenten eben nur... lustig auffassen können
24.01.07, 18:41 Uhr #12 von Sophisticated83
Aus einem Leserbrief des SPIEGEL(24/94):
"...der Mangel an Verzicht und die erbarmungslose
Gier nach äußerlicher Schönheit, verbunden mit der
Fassade des 'gut drauf seins', offenbaren doch nur
die jämmerliche Oberflächlichkeit, in der sich
unsere Gesellschaft befindet."
25.01.07, 17:28 Uhr #13 von anele
Ich denke man kann hier bei SH.de beides finden: richtige Freunde und oberflächliche Menschen. Aber was bitte daran ist so schlimm? Ehrlich gesagt, möchte ich mich überhaupt nicht mit allen über meine Gedanken und tiefergehende Dinge unterhalten. Jeder findet und zieht aus dieser Community was er/sie will und braucht. Genauso wie überall wo wir sind. Völlig unabhängig davon, ob das via Internet oder im realen Leben stattfindet - und es ist gut so!
Man muss sich ja nicht mit Leuten beschäftigen, die man oberflächlich findet. Es zwingt einen niemand dazu In diesem Sinne: Nutzt eure "Freiheit" und unterhaltet euch mit wem ihr wollt. Wer nur Bilder anschauen möchte, soll Bilder anschauen, wer sich über den tieferen Sinn des Lebens Gedanken machen möchte, soll das auch tun können! Es ist Platz für alle und wer keine Lust drauf hat, solls einfach lassen =)
27.01.07, 02:19 Uhr #14 von assailant
Besonders der Teil mit den lüsternen Blicken auf heiße Profilbilder find ich gelungen. Und ich schäme mich dafür
29.01.07, 20:22 Uhr #15 von Carsten_M
Ich bin der Meinung, dass es mein gutes Recht ist, nicht an jedem Menschen ein tiefer gehendes Interesse zu haben.
Sicher könnte man argumentieren, dass es oberflächlich ist, weil vielleicht jeder Mensch tief in sich verborgen wahnsinnig spannende Seiten hat. Aber lieber gebe ich mich mit Leuten ab, die ich von Anfang an spannend finde, als mit jemandem stundenlang zu quatschen, ohne dass es mich interessiert. Selbst wenn mir dabei was entgeht, bleibt mir auch genug erspart. Die einen mögens opportunistisch nennen, ich nenns vernünftig.
Es gibt soviele Leute, wenn davon einer mal in der falschen Schublade landet, ist der Verlust eher klein, weil auch die interessanten Schubladen prall gefüllt sind.
Und ja, ich kann damit leben, wenn mich jemand sofort abstempelt. Es gibt wahrscheinlich genug Leute, die mich nicht abkönnen, obwohl sie kaum ein Wort mit mir gewechselt haben. Na und?
Und hin und wieder, bin ich ganz froh, wenn mir nicht jeder alles erzählt. Ich muss einfach nicht alles wissen.
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