Genauso wie jedermann weiß, was er an Weihnachten zu tun hat (Heiligabend bei den Eltern, am Ersten bei der Oma und am Zweiten erhol' ich mich), weiß jeder, dass er bzgl. Silvester nichts weiß. Dies scheint bei näherer Betrachtung vorerst unsinnig zu sein, da in jeder Stadt, jedem Ort und jedem Kaff 1-1000 Veranstaltungen/Parties „steigen“, doch nach kurzem Interview im Freundeskreis wird einem das Ausmaß des Überangebotes schnell bewusst. Jeder macht und will etwas anderes und der so genannte gemeinsame Nenner rückt in unerreichbare Ferne. Selbiges gilt oftmals auch für eher heimatverbundene Zirkel: Köln, Düsseldorf, Paris und selbst New York werden da als Ziel genannt, denn Silvester ist ja schon was besonderes und irgendwas tolles muss man da schon machen. Irgendwas, Hauptsache weg und Hauptsache spektakulär. Dass man dort dann auch nur in irgendeiner Disse steht, wird so kurz vor Silvester als Argument nicht gerne gehört, meist jedoch nicht mal wahrgenommen.

Zu einfach wäre es natürlich, sich eben an diese Leute „dranzuhängen“, will es sich doch die andere Hälfte des geschätzten Freundeskreises gerne irgendwo gemütlich machen, mit lecker Kochen, einem, selbstverständlich schönen, Glas Rotwein und abends ein bis zwei Sekt. „Was nun?“, wäre auch hier noch relativ leicht zu beantworten, bevorzuge die eine Hälfte des gemütlichen Beisammenseins nicht einen nach-mitternächtlichen Spieleabend, während sich die andere Hälfte noch nicht einig ist, ob man nach zwölf in einen bestimmten Club geht oder doch nur unverbindlich um die Häuser zieht. Oder doch schon vor zwölf?

So kommt es, dass der sonst doch recht verbundene Freundeskreis sich in alle Winde zerstreut, die gemütlichen Abende doch nicht so gemütlich und die Metropol-Mega-Party einfach nur sauteuer waren, kostet doch der Pariser In-Club unterm Jahr „nur“ 30 €, schlägt er an Silvester mit dem doppeltem zu Buche. Ohne Übernachtung versteht sich. Und besoffen ist man auch noch nicht. Falls man reinkommt.

Es sei gesagt, dass frühe Silvesterplanungen beispielsweise Mitte Oktober überhaupt nichts bringen. Explizite Anfragen werden zwar mit „Auja, das machen wir“ beantwortet, wobei sich diese Antwort auch von den vertrauenswürdigsten Personen oftmals als glatte Lüge outet (Och, wir sind dann doch bei soundso, die macht dasunddas). In den ersten Januarwochen erwärmt sich dann mein Herz immer an der Neujahrslüge, die auch ich mir jährlich verspreche in die Tat umzusetzen: „Ach weißte, dieses Jahr bleib ich an Silvester einfach daheim.“ Prost Neujahr!!!