Artikel: Recht ist eine Frage der Pespektive | Gesetz der Rache (neu im Kino)[ Film ]
19.11.2009  |   Klicks: 3053   |   Kommentare: 0   |   Autor: pdmax
Recht ist eine Frage der Pespektive | Gesetz der Rache (neu im Kino)
Eine glückliche Familie, ein brutaler Überfall, ein Vater, zu allem fähig.
Die Sheltons sind eine durchschnittliche Familie, glücklich in Philadelphia.

Eines Abends, kurz vor dem Abendessen, klopft es an der Tür, Clyde Shelton (Gerard Butler) öffnet und als er das nächste mal die Augen aufschlägt, liegt er gefesselt und geknebelt am Boden und muss hilflos mit ansehen, wie zuerst seine Frau zuerst vergwaltigt und dann ermordert wird von den beiden Einbrechern, bevor auch seine kleine Tochter das Leben verliert.

Die beiden Männer werden später verhaftet und Clyde Shelton steckt ein Vermögen und sein ganzes Vertrauen in die besten Anwälte unter Leitung von Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx).
Als Nick dem völlig runtergekommenen Clyde eröffnet, mit einem der Täter einen Deal gemacht zu haben, damit der den anderen sicher auf den elektrischen Stuhl bringt.
In der Konsequenz kommt sein Komplize mit einer dreijährigen Haftstrafe davon, was Sheltons Glaube an das Rechtssystem nachhaltig zum Einsturz bringt.
Zehn Jahre später, mit dem Tag der Hinrichtung beginnt für alle Beteiligten des Prozesses ein Wettlauf gegen den Tod, den Shelton kontrolliert und seinen Gegnern immer einen Schritt voraus zu sein scheint.

Wenn man "Gesetz der Rache" gesehen hat, fallen einem als bewanderterm Filmkenner sofort die offensichtlichen Parallelen zu Liam Neesons One-Man-Show in "96 Hours" ein.
Der Verlust der geliebten Menschen bringt einen friedliebenden Familienvater dazu, das Recht in die eigene Hand zu nehmen und auf eigene Faust Jagd auf die Täter und Drahtzieher zu machen.

"Gesetz der Rache" schlägt dabei in mehrfacher Hinsicht unkonventionelle Wege abseits der erahnbaren Story ein.
Natürlich folgt die Handlung einem deutlich sichtbaren roten Faden, doch der Überraschungsmoment und die Kreativität bei den inszenierten Attentaten Sheltons versprühen jede Menge Kurzweil.

Leichte Action-Kost sollte man auch in "Gesetz der Rache" nicht erwarten. Während "96 Hours" vor allem durch brutale Härte beeindruckt, kommt in "Gesetz der Rache" noch eine unverkennbar gesellschaftskritische Komponente hinzu.

Das zur debattierende Rechtssystem steht hier in seiner Mannigfaltigkeit zur Dispostion. Dass die Todesstrafe hier als probates Mittel gefeiert wird und die Laschheit der Rechtssprechenden im Mittelpunkt der Kritik Sheltons steht, mag dem deutschen (oder europäischen) Kinobesucher zunächst befremdlich vorkommen, an die härtere Gangart des Films in allen Belangen gewöhnt man sich aber auch dank des unverblümten Filmbeginns sehr schnell.

Das Wechselspiel der Protagonisten Shelton und Rice lebt von den schauspielerischen Fähigkeiten Butlers und Foxx - beide verkörpern ihre Charaktere mit überzeugender Geradlinigkeit, wobei man bei Rice auf Überraschendes bis zum Ende lange Warten muss, Shelton hingegen wechselt ständig in fast shizophrener Manier das Gesicht.

"Gesetz der Rache" ist auf jeden Fall, und nicht zuletzt wegen des überraschenden Endes ein Film, der bis zur letzten Minute nie Langeweile aufkommen lässt - im Gegenteil. Schwache Storyabschnitte oder Füllelemente kaschiert der Film durch seine in der Gesamtheit großartig inszenierte Art - von den harten Bildern, den guten Schauspielern und den sparsamen, aber sorgsam ausgewählten Dialogen zwischen Rice und Shelton.

Auf jeden Fall sehenswert!
 

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